Im Rahmen der Podiumsdiskussion sprach Katrin Lorbeer (MUTHEA e.V.) als Moderatorin mit Klaus Arauner (Generalintendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau), Boris Michael Gruhl (Publizist und Kritiker), Prof. Dr. Matthias Theodor Vogt (Geschäftsführender Direktor des Instituts für Kulturelle Infrastruktur Sachsen und Professor für Kulturpolitik an der Hochschule Zittau/Görlitz) und Dr. Michael Wieler (Bürgermeister für für Kultur, Bauen und Stadtentwicklung, Ordnung und Sicherheit der Stadt Görlitz) über Chancen und Sinngrenzen der Institution Stadttheater.
Große Einigkeit bestand hinsichtlich des breiten Funktionszusammenhangs, in dem Stadttheater heute stehen. Anders als bei den großen Staatstheatern spielt hierbei die unmittelbare Vernetzung der Institutionen und ihrer Ensembles mit den Menschen vor Ort eine zentrale Rolle. Stadttheater werden von den Bürgern als „ihre“ Institutionen begriffen, die vor und hinter der Bühne tätigen Menschen sind ebenso exponiert sichtbare Künstler wie auch Mitbürger und Teilnehmer am Alltagsleben. Stadttheater sind, oft bereits seit ihrer Gründung im Kontext des erstarkenden Bürgertums in Folge der Aufklärung, im besten Sinne Orte der gesellschaftlichen Kommunikation, die Theatergebäude bilden zentrale städtebauliche Positionen.
In der künstlerischen Produktion der Institutionen sollte sich dieses Funktionsnetzwerk widerspiegeln. Ausgehend vom kulturpolitisch schon im Grundgesetz verbrieften Anspruch einer kulturellen Breitenversorgung im gesamten Bundesgebiet sind die Stadttheater aufgerufen, ein für den jeweiligen kommunalen Kontext spezifisches Programm zu entwickeln. Im Theater soll sich Regionalität spiegeln, ohne dabei den universellen Anspruch künstlerischer Werke aus dem Auge zu verlieren. Gelingt dies, dann entstehen musikalische und theatrale Angebote, die ganz dezidiert zu einer Region und ihren Menschen sprechen, worin ihre hohe Wirksamkeit begründet ist.
Was können die Mitgliedsgesellschaften von MUTHEA in diesem Zusammenhang leisten? Sie sind in erster Linie oftmals die zentralen Netzwerkstellen, an denen sich Kontakte zwischen den Theaterinstitutionen und ihren Ensemblemitgliedern mit der lokalen Öffentlichkeit herausbilden und gepflegt werden können. Musik- und Theaterfördergesellschaften leisten damit wichtige Beiträge zur dauerhaften Sicherung und Förderung der Institutionen. Darüber hinaus sind aber auch programmatische Impulse zu erwarten. Denn wer kann einem Theaterbetrieb bürgerschaftliche Ideen, aktuelle Themen des gesellschaftlichen Diskurses vor Ort und kulturgeschichtliche Besonderheiten einer Region besser „einflüstern“, als jene Menschen, die sich durch ihre Mitgliedschaft in den MUTHEA-Gesellschaften in den Dienst ihrer lokalen Kulturlandschaft stellen?
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