Aktuelles von MUTHEA

Editorial

Theaterfreunde aus ganz Deutschland in Gera

Theaterfördervereine aus dem ganzen Bundesgebiet waren Anfang November in Gera zu Gast bei der diesjährigen Tagung von MUTHEA. Gemeinsam mit dem Ausrichter, der Gesellschaft der Theater- und Konzertfreunde Gera, haben wir zu einem dreitägigen Treffen eingeladen, bei dem es um die Herausforderungen der alltäglichen Vereinsarbeit ging. 

Die Zusammenkunft der insgesamt 51 Mitgliedsgesellschaften, die sich mittlerweile in MUTHEA zusammengeschlossen haben, dient dem Austausch, der Netzwerkarbeit und der Motivation für die durchweg ehrenamtlich geleistete Arbeit in den Vereinen. Wie effektiv sie ist, zeigt eine Erhebung von 2023: Allein die Mitglieder von MUTHEA fördern ihre Kulturinstitutionen mit insgesamt über 2,5 Millionen Euro – und das jedes Jahr! In Gera wartete ein prall gefülltes Programm auf die über 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die von Rostock bis Konstanz am Bodensee angereist waren. 

Den Auftakt machte eine Veranstaltung der ausrichtenden Gesellschaft der Theater- und Konzertfreunde Gera: Traditionell organisiert der Verein im historischen Konzertsaal Orgelkonzerte und legt damit als Kulturveranstalter ein beredtes Zeugnis ab über Einfallsreichtum und Engagement eines Fördervereins. Der Erlös kommt dem Theater Altenburg–Gera zugute. Über 400 Besucherinnen und Besucher ließen sich von Sebastian Heindl und seinem Orgelspiel faszinieren – im zweiten Teil des Abends improvisierte er bravourös über spontan aus dem Publikum zugerufene Musiktitel. 

Nach der Mitgliederversammlung am darauffolgenden Tag in der „Bühne im Park“ präsentierte sich als Überraschung das Thüringische Staatsballett: Sieben Tänzerinnen und Tänzer boten klassischen Tanz vom Feinsten und zeigten zwei Ausschnitte aus der anstehenden Produktion „Dornröschen“. Eine öffentliche Podiumsdiskussion widmete sich dem Thema „Theater als Orte der Demokratie“. Unter der Überschrift „Offen für alle(s)?“ diskutierten der Kulturamtsleiter der Stadt Gera Felix Eckerle, Generalintendant des Hauses Kay Kuntze sowie sein Kollege vom Deutschen Nationaltheater Weimar Hasko Weber. Moderatorin Katrin Lorbeer fragte nach der Rolle der Theater als gesellschaftliche Begegnungsstätten und nach nötigen Reaktionen auf die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland. Hasko Weber, auch Stellvertretender Präsident des Deutschen Bühnenvereins, riet zur Besonnenheit: Die Theater seien Kulturinstitutionen – es gehe in erster Linie um die Kunst. Sie dürften daher nicht in tagesaktuellen politischen Aktionismus verfallen. Wichtig sei es, Distanz und Haltung zu bewahren und damit auch anschlussfähig für ein breites Publikum zu bleiben. Kay Kuntze betonte, als Theater ein Angebot für alle zu machen. Kulturamtsleiter Felix Eckerle verwies auf die hervorgehobene Bedeutung des Theaters innerhalb eines breiten kulturellen Spektrums der Stadt.

Als Schlussplädoyer hob die Runde die Rolle der Fördergesellschaften für die Theater heraus: Die Häuser brauchen die Theaterfreunde nicht nur als Zuschussgeber für zahlreiche Projekte, sondern auch als kritische Gesprächspartner und als Multiplikatoren. Dasselbe gelte in Richtung der Politik: Nur mit der Stimme des Publikums sei gewährleistet, in den Rathäusern und Parlamenten immer wieder neu Argumente für die Relevanz der Kulturförderung zu bekommen. 

Kultureller Höhepunkt der Tagung war der Besuch der Inszenierung von Richard Wagners „Der fliegende Holländer“, die erst kürzlich in der Inszenierung von Achim Freyer in Gera Premiere feierte.