MUTHEA e.V.

Bundesvereinigung deutscher

Musik- und Theater-Fördergesellschaften e.V. 

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Ulm

Brief an den Ministerpräsidenten

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von Johanna Kienzerle
erschienen am 04. November 2020

Der Vorstand der Freunde und Förderer des Ulmer Theaters e.V. sieht die aktuelle Einstellung des Vorstellungsbetriebs als zwingend notwendiges Mittel zur Bekämpfung der Pandemie kritisch. Das Theaterpublikum verhält sich diszipliniert und umsichtig und akzeptiert das Tragen der Maske am Platz auch während der Vorstellung.

Es ist nicht bekannt, dass von derartigen Kulturveranstaltungen ein Infektionsgeschehen ausgegangen ist. Während der allgemeine Lockdown im Frühjahr auf breiter Front akzeptiert wurde und großes Verständnis für die Maßnahmen herrschte, besteht nun im wesentlichen Unverständnis für die Entscheidung der Landesregierung und die Haltung der Bundeskanzlerin, die Bühnen als reine Unterhaltungsveranstaltungen zu schließen. Mit dieser Maßnahme werden in erster Linie diejenigen Bürger bestraft, die sich bisher diszipliniert und verantwortungsvoll an die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung gehalten haben.

Erst vor kurzem hat die Vorsitzende, Johanna Kienzerle, die Landesregierung dringend gebeten, bei den Beratungen in den nächsten Wochen, in denen es um weiterführende Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung geht, das Veranstaltungsverbot differenzierter und mit Blick auf die Verhältnismäßigkeit handzuhaben. Dies dürfte sich positiv auf die Akzeptanz eines Maßnahmenpakets auswirken.

Das Verbot des Zugangs zu Kulturveranstaltungen mit den dort herrschenden Hygienestandards und Abständen zwischen den Menschen ist irritierend und für sehr viele Menschen nicht nachvollziehbar. Gerade in Zeiten der zunehmenden Kontaktbeschränkungen ist der Zugang zu Kultur von großer Bedeutung für sehr viele Menschen. Ein wichtiger Schritt wäre, zumindest ab Anfang Dezember die bis 1.11. geltenden Regelungen – also Veranstaltungen im Theater mit einer Publikumsbeschränkung/Platzkapazität von 25 % verbunden mit den bekannten Abstandsregelungen – wieder in Kraft zu setzen.

In einen Brief an den Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann hat sich der Ulmer Förderverein an die Politik gewandt:

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

Die Freunde und Förderer des Ulmer Theaters e.V., kurz Theaterfreunde Ulm, unterstützen als Förderverein das Theater Ulm in unterschiedlichster Weise. Materiell in der gezielten Förderung einzelner Produktionen, immateriell beispielsweise diesen Sommer in einer Aktion „Abonnement­Spenden". Einige hundert Mitglieder engagieren sich aktiv bei den Theaterfreunden und unterstützen so das Theater Ulm; einige tausend Bürger haben in den letzten Monaten für das Theater gespendet.

Alle Theaterbesucher waren froh, als im Juli Vorstellungen im ganz kleinen Rahmen und nach der Spielzeitpause wieder in etwas größerem Rahmen, mit entsprechenden Hygiene- und Sicherheitskonzepten, möglich waren. Die Tatsache, dass die meisten Vorstellungen rasch ausverkauft waren, verdeutlicht, wie wichtig der gelebte Kulturauftrag des Theaters und der Zugang dazu für die Menschen ist.

Das Theaterpublikum verhält sich diszipliniert und umsichtig. Uns ist nicht bekannt, dass von derartigen Kulturveranstaltungen ein Infektionsgeschehen ausgegangen ist. Während der allgemeine Lockdown im Frühjahr auf breiter Front akzeptiert wurde und großes Verständnis für die Maßnahmen herrschte, besteht nun im wesentlichen Unverständnis für die Entscheidung der Landesregierung und die Haltung der Bundeskanzlerin, die Bühnen als reine Unterhaltungsveranstaltungen zu schließen. Mit dieser Maßnahme werden in erster Linie diejenigen Bürger bestraft, die sich bisher diszipliniert und verantwortungsvoll an die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung gehalten haben. Veranstaltungen im Theater oder in Diskotheken/Clubs sind nun wirklich völlig unterschiedlich und die Tatsache, dass die Politik nicht differenziert, sondern trotz viel mehr Wissen über die Verbreitung des Virus, sämtliche Arten von Veranstaltungen über einen Kamm schert, befremdet und besorgt uns sehr.

Wir bitten dringend und appellieren an Sie und alle Mitglieder der Landesregierung, in den Beratungen der nächsten Wochen, in denen es um weiterführenden Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung nach dem 30.11.2020 geht, insbesondere das Veranstaltungsverbot differenzierter und mit Blick auf die Verhältnismäßigkeit handzuhaben. Bitte bedenken Sie, dass der Zugang zu Kunst und Kultur für viele Menschen ein wichtiger Orientierungspunkt ist und nicht
uneingeschränkt mit reinen Unterhaltungsveranstaltungen verglichen werden kann.

Ein wichtiger Schritt wäre, zumindest ab Anfang Dezember die aktuellen Regelungen – also Veranstaltungen im Theater mit einer Publikumsbeschränkung/Platzkapazität von 25 % verbunden mit den bekannten Abstandsregelungen -zu erlauben. Uns ist bewusst, dass Sie eine gewaltige Aufgabe und große Verantwortung tragen. Jeder verantwortungsvolle Bürger tut ebenfalls das Seine zur Bekämpfung der Pandemie (AHA-L) und akzeptiert auf breiter Front Kontaktbeschränkungen. Natürlich ist es sinnvoll, als Maßnahme zur Pandemiebekämpfung, beispielweise auf Familien-oder sonstige Feiern zu verzichten. Auch wenn es schade ist, wenn so erfreuliche Ereignisse wie Hochzeiten nur in ganz kleinem Rahmen stattfinden können.

Das Verbot des Zugangs zu Kulturveranstaltungen mit den dort herrschenden Hygienestandards und Abständen zwischen den Menschen ist jedoch irritierend und für sehr viele Menschen nicht nachvollziehbar. Gerade in Zeiten der zunehmenden Kontaktbeschränkungen ist der Zugang zu Kultur von großer Bedeutung für sehr viele Menschen.

In der Hoffnung auf ein Ende des Veranstaltungsverbots im Theater zum Monatsende und der dringenden Bitte um Ihre Unterstützung dafür, grüßen die Theaterfreunde Ulm

Johanna Kienzerle