Liebe Mitglieder von MUTHEA, liebe Theaterfreund*innen,
ein für die Theaterlandschaft in vieler Hinsicht herausforderndes Jahr neigt sich dem Ende zu: Während der Spielbetrieb nach der Corona-Pandemie wieder volle Fahrt aufgenommen hat, werden in vielen Orten Theatersanierungen oder gar Neubauten auf den Weg gebracht – begleitet von Krisen, Sparzwängen und einer grundsätzlich sich verändernden politischen Landschaft. Der demografische Wandel bleibt die große Herausforderung – in den Zuschauerräumen sitzt leider immer noch nicht das repräsentative Abbild unserer Gesellschaft. Und: Die Selbstverständlichkeit der Kulturunterstützung durch die öffentliche Hand scheint zu bröckeln ... Hier ist unser Einsatz als Fördergesellschaften gefragt!
Über all das haben wir auch bei unserer MUTHEA-Tagung Anfang November in Gera gesprochen, zu der Theaterfördervereine aus dem gesamten Bundesgebiet anreisten. Von unseren insgesamt 51 Mitgliedsgesellschaften waren immerhin Vertreter*innen von 17 Theaterfördergesellschaften vor Ort – angesichts der zum Teil weiteren Anreisen freuen wir uns über dieses Ergebnis. Gastgeber waren die Theater- und Konzertfreunde Gera, die uns herzlich empfangen und für uns ein wunderschönes Kulturprogramm zusammengestellt haben: Traditionell organisiert der Verein im historischen Konzertsaal im Theater Gera Orgelkonzerte und legt damit als Kulturveranstalter ein beredtes Zeugnis ab über Einfallsreichtum und Engagement eines Fördervereins. Der Erlös kommt dem Theater Altenburg–Gera zugute. Über 400 Besucherinnen und Besucher ließen sich am ersten Abend von Sebastian Heindl an der Orgel faszinieren – im zweiten Teil des Abends improvisierte er bravourös über spontan aus dem Publikum zugerufene Musiktitel.
Eine öffentliche Podiumsdiskussion am darauffolgenden Tag widmete sich dem Thema „Theater als Orte der Demokratie“. Unter der Überschrift „Offen für alle(s)?“ diskutierten der Gerarer Kulturamtsleiter Felix Eckerle, Generalintendant Kay Kuntze sowie sein Kollege vom Deutschen Nationaltheater Weimar Hasko Weber. Gefragt wurde nach der Rolle der Theater als gesellschaftliche Begegnungsstätten und nach nötigen Reaktionen auf die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland. Hasko Weber, auch Stellvertretender Präsident des Deutschen Bühnenvereins, riet zur Besonnenheit: Die Theater seien Kulturinstitutionen – es gehe in erster Linie um die Kunst. Sie dürften daher nicht in tagesaktuellen politischen Aktionismus verfallen. Wichtig sei es, Distanz und Haltung zu bewahren und damit auch anschlussfähig für ein breites Publikum zu bleiben.
Als Schlussplädoyer hob die Runde die Rolle der Fördergesellschaften für die Theater heraus: Die Häuser brauchen die Theaterfreunde nicht nur als Zuschussgeber für zahlreiche Projekte, sondern auch als kritische Gesprächspartner und als Multiplikatoren. Dasselbe gelte in Richtung der Politik: Nur mit der Stimme des Publikums sei gewährleistet, in den Rathäusern und Parlamenten immer wieder neu Argumente für die Relevanz der Kulturförderung zu bekommen. Das Gespräch können Sie in Gänze hier nachhören: https://www.muthea.de/index.php/983-mitschnitt-der-podiumsdiskussion-zum-nachhoeren
Nehmen wir dies als Motto für 2025 und unsere ehrenamtliche Arbeit in unseren Vereinen: Wir sind das Publikum – und wir sind viele! Mit an uns liegt es, unsere Gesellschaft am Leben zu erhalten, ihr durch unseren Einsatz und unsere Veranstaltungen Begegnungsräume zu ermöglichen – und im lebendigen Austausch miteinander einen Beitrag zur Demokratie zu leisten.
Kommen Sie gut ins Neue Jahr – und auf ein Wiedersehen bei unserem kleinen digitalen Treffen am Donnerstag, den 3. April um 18 Uhr!
Herzlich
Ihre
Katrin Lorbeer
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