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MUTHEAaktuellAusgabe 70 - Dezember 2019 |
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EditorialZwischen Tanz und TanztheaterKatrin LorbeerDie künstlerische Vielseitigkeit deutscher Ballettkompagnien ist einzigartig: Pflegen auf der einen Seite homogene Ensembles die klassischen Choreographien von „Giselle“ und „Schwanensee“, werden andernorts alte Balletthierarchien aufgegeben und die künstlerische Individualität einer jeden einzelnen Tänzerin und eines jeden einzelnen Tänzers in den Mittelpunkt gestellt. Und manchmal passiert all das innerhalb einer einzigen Kompagnie! Mir scheint: Keine andere künstlerische Gattung ist so sehr der Tradition verhaftet und gleichzeitig so anarchisch und körperlich-existenziell. Kein Wunder, dass der Funke unmittelbar auf das Publikum überspringt: Wer einmal eine Ballettpremiere erlebt und das Toben im Zuschauerraum gehört hat, weiß was Begeisterung ist. Gerade das Ballett kann junge Menschen zu Theaterfans machen – hierin liegt für uns Fördervereine ein großes Potential. Denn die Tänzerinnen und Tänzer sind selbst meist sehr jung und ihr hartes Training beeindruckt auch alle diejenigen, die sonst mit „komplizierter Kunst“ nichts am Hut haben. Aber wir Fördervereine tragen auch eine besondere Verantwortung für unsere Ensembles. Machen wir uns bewusst: Die Tänzerinnen und Tänzer kommen aus der ganzen Welt, leben hier fern ihrer Heimat und kämpfen mit bürokratischen Hindernissen. Sie sind von allen Ensemblemitgliedern am schlechtesten bezahlt, ihre Karriere ist mit 35, 40 Jahren bereits beendet. Und sie zahlen mit Verletzungen, Schmerzen und einem frühen Verschleiß ihres Körpers einen bitteren Preis für die schöne Kunst, die sie uns bieten. Hier sind unsere kreativen Ideen und auch politisches Engagement gefragt: So sollte z.B. – wie bei jedem anderen Leistungssport auch – die Physiotherapie, die Verletzungen vermeiden hilft, keine Privatangelegenheit sein, sondern in den Theatern fest verankert und auch budgetiert werden. Einige dieser Ideen finden Sie in unserem Schwerpunkt-Artikel zu diesem Thema von Renate Winkler aus Görlitz. Auch der Wechsel nach einer Tanzkarriere in einen anschließenden Beruf bedarf einer besseren Regelung. Und allein schon ein Bericht in Ihrer Mitgliederzeitung über die ebenso harte wie faszinierende Welt hinter den Kulissen hilft, den Tänzerinnen und Tänzern die öffentliche Wertschätzung zu verschaffen, die sie sich jeden Tag mit Schweiß erarbeiten. Ich bin sicher, Ihnen fällt nach der Lektüre der Texte auf der MUTHEA-Seite etwas ein, was Sie zur Unterstützung Ihrer Tanzensembles tun können. Berichten Sie uns darüber – ich freue mich auf Ihre Beiträge!
SchwerpunktthemaVom Umgang mit der TanzcompanyRenate WinklerDie Tanzcompany des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau feierte in dieser Spielzeit 20jähriges Bestehen. Nach der Jubiläums-Gala im Oktober gab es lobende Worte und eine Rückbesinnung auf großartige Produktionen, die die Zuschauer an vielseitige, nachdenkliche, fröhliche - aber immer von einer eigenständigen Ästhetik geprägte - Tanzabende erinnerten. Es sind junge Tänzerinnen und Tänzer, die in ihren Heimatländern einen großen Teil ihres bisherigen Lebens dem Tanzen gewidmet haben. Sie kommen aus der ganzen Welt mit großen Hoffnungen nach Deutschland und knüpfen hohe Erwartungen an ihre erste Festanstellung. Sie nehmen Entbehrungen auf sich, scheuen keinerlei Herausforderungen und sind beglückt über jede Anerkennung. Das Gehalt ermöglicht ihnen meist nur ein sparsames Leben. Ihre Lebensfreude und ihr Elan bei der Arbeit jedoch, machen sie zu zufriedenen Menschen. Wir Theaterfreunde sollten uns aber nicht nur freuen, dass Tanzsparten trotz Sparzwängen erhalten geblieben sind. Wir können mehr dafür tun, dass diese hoch motivierten, jungen Künstler sich bei uns wohl fühlen und Geborgenheit spüren. Wir freuen uns darauf, dass auch andere Fördergesellschaften ihre vielfältigen Möglichkeiten des Unterstützens mit uns allen teilen. Wir in Görlitz werden die Tanzcompany zu Weihnachten mit Gutscheinen für Physiotherapie beschenken. Wie wäre eine Einladung zu einem typisch deutschen Weihnachtsessen (übrigens eine oft gestellte Frage!) oder eine persönliche Hilfe beim Deutsch-lernen? In unserem Land gibt es 63 Tanzkompanien, die überwiegend in Stadt- und Staatstheatern arbeiten. Dazu kommen die Staatsballette in Berlin, München, Karlsruhe, Augsburg und Gera/Altenburg. Fast 1400 Tänzer*Innen sind fest angestellt. Allein in Mitteldeutschland existieren 15 Kompanien, die mit Soloprogrammen auf sich aufmerksam machen und Opern- und Musical-Produktionen begleiten. Welche Wege die einzelnen Tanzformationen auch gehen: das klassische Repertoire pflegen, den Ausdruckstanz oder das Handlungsballett in den Vordergrund stellen, sie wollen uns, das Publikum erreichen und begeistern. Im östlichsten Theater Deutschlands gelang es sehr erfolgreich, zeitgenössische Tanzstile zu etablieren und die Aufführungen der Tanzcompany zu Publikumsrennern zu machen. Betrachten Sie die Sparte Tanz an unseren Theatern nicht nur als künstlerische Bereicherung, sondern wenden Sie sich den einzelnen Menschen mit ihren Wünschen, Sehnsüchten und Hoffnungen zu. Wir sind gespannt darauf, wie Sie mit dieser Herausforderung umgehen.
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