Der »KUSS« geht an das Marabu-Theater Bonn 

Information
von Jürgen Bandte
erschienen am 02. Mai 2023

Jürgen Bandte berichtet vom Hessischen Kinder- und Jugendtheaterfestival, für das der Freundeskreis jährlich einen Preis für die beste Inszenierung auslobt. Außerdem gibt es die Verlängerung der Intendantinnen-Doppelspitze am Theater zu vermelden.

marabu bonnZum 26. Mal veranstaltete das Hessische Landestheater Marburg (HLTM) das Hessische Kinder- und Jugendtheaterfestival »KUSS-SCHAU-SPIEL«. Der Freundeskreis des Theaters lobte erneut 2.000 Euro für die beste Inszenierung der Festivalwoche aus. Die ausgesuchte jugendliche Jury leistete wieder Schwerstarbeit und bewertete insgesamt 17 Inszenierungen ganz unterschiedlicher Art von „klassischem“ Spiel mit z.B. „Kohlhaas – Moral Highground“ nach der Novelle von Heinrich von Kleist, vom Brachvogel und Werling Freie Theater GbR aus Impfingen über Tanztheater bis hin zu Puppentheater und Performances wie „Umständlichkeiten“ ein nonverbales-Objekt Figurenspiel des „geteiltdurchdrei“, ein Performance Kollektiv aus Gießen/Leipzig für alle Menschen ab 2 Jahren. Erstmals war also auch ein Theater aus Afrika beim Festival in Marburg vertreten, nämlich das KiNiNso Koncepts aus Lagos (Nigeria).

Trotz der Vielfalt der Formate wählte die Jury wie immer einen überzeugenden Preisträger. Der „KUSS“ steht nun im Theater Marabu Bonn für „Splash!“, eine Performance, in der sich alles um das Wasser dreht. Wasser als Quell des Lebens, mit der urgewaltige Kraft, Schönheit und Faszination verbunden ist, oder einfach nur Freude. 

Der erste Vorsitzende des Fördervereins Jürgen Bandte verlieh den „KUSS“ noch per virtueller Zuschaltung an das Theater Marabu. Norbert Ebel vom Festival-Team konnte dann die Statue im Theater Marabu mit einer entsprechenden Urkunde selbst überreichen (s. Bild). Das Theater Marabu ist hocherfreut, denn der „KUSS“ hat dem Stück schon gleich nach der Preisverleihung Türen geöffnet. Dank des Preises ist „Splash!“ schon für das Festival „Starke Stücke“ im Jahr 2024 nach Frankfurt eingeladen, so Claus Overkamp vom Theater Marabu. 

consol theater gelsenkirchen

Platz 2 belegte das Consol-Theater aus Gelsenkirchen mit dem Stück „Löwenherzen“ von Nino Haratischwili. Platz 3 wurde an das KiNiNso Koncepts aus Lagos vergeben, die mit ihrer farbenfrohen Performance „Kolofu“ für Menschen ab 2 Jahren zeigten, dass alle Menschen, unabhängig von ihrer Hautfarbe, miteinander leben und spielen können. Das Theater aus Lagos war auch noch bei der Preisverleihung mit anwesend und versprühte auch am „KUSS-Abend“ seine Freude (s. Bild). 

Der Freundeskreis des HLTM freut sich schon auf das Jahr 2024, wenn es wieder heißt: „KUSS MUSS!“.

 

Die Intendantinnen-Doppelspitze am Hessischen Landestheater Marburg verlängert um 5 Jahre

Im Jahr 2018 wurde die erste weibliche Intendantinnen-Doppelspitze an einem deutschen Theater installiert. Eva Lange und Carola Unser-Leichtweiß führen seit dieser Spielzeit 2018/2019 das HLTM mit dem alternativen Leitungsmodell erfolgreich innerhalb des Theaters mit einer flachen Hierarchie als auch außerhalb des Theaters mit ihren großartigen künstlerischen Leistungen. Das Land Hessen und die Stadt Marburg einigten sich jetzt auf eine Verlängerung der Doppelspitze um fünf Jahre bis 2028. „Es ist eine sehr gute Nachricht für die Zukunft des HLTM, dass nicht nur die beiden Intendantinnen weiter an seiner Spitze wirken werden, sondern wir zusammen mit der Verlängerung nun gemeinsam mit der Stadt die angestrebte 1 Mio. Euro insgesamt zusätzlich für den Etat des Theaters realisieren können“, erklärte Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn bei der Bekanntgabe der Verlängerung. Sie sei stolz und voller Freude, dass das Theater den Weg mit den Intendantinnen fünf weitere Jahre gehen kann. 

Auch der Oberbürgermeister der Stadt Marburg Dr. Thomas Spies freut sich über die weitere Zusammenarbeit, denn Theater dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern seien eine einzigartige Möglichkeit der kritischen Auseinandersetzung mit Gesellschaft und Politik. 

Natürlich freut sich auch der Freundeskreis über die Verlängerung und die Fortsetzung der bislang erfolgreichen Zusammenarbeit. Denn zum Start der Doppelspitze im Jahr 2018 führte eine Wette der Intendantinnen, dass sie nämlich die Mitgliederzahl des Freundeskreises von damals knapp 200 auf über 300 steigern könnten, und zwar schon im ersten Vierteljahr ihrer Intendanz, zu einem großen Erfolg. Der erste Vorsitzende Jürgen Bandte musste natürlich dagegenhalten, sonst wäre es keine Wette geworden. Er freute sich, als er verlor, denn bis zum 31.12.2018 wuchs der Freundeskreis um 112 neue Mitglieder. Inzwischen sind es ca. 360 Mitglieder. 

Neben dieser großen Leistung führten Eva Lange und Carola Unser-Leichtweiß das HLTM auch an die Spitze der Theaterwelt. 

Mit der Inszenierung „Diese Mauer baut sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt“ inszeniert von der Intendantin Eva Lange, gewann das HLTM beim Heidelberger „Stückemarkt 2019“ den Nachspielpreis. Das Nachspiel im Deutschen Theater Berlin fiel allerdings leider der Corona-Pandemie zum Opfer. 

Bereits die erste Premiere von Eva Lange, nämlich Maria Stuart/Ulrike Maria Stuart führte für die Ausstatterin Carolin Mittler zum Faust-Preis im Jahr 2018. 

Im Jahr 2019 verlieh die Stiftung des Verbandes Deutscher Bühnen- und Medianverlage den Preis der Deutschen Theaterverlage an das HLTM. Damit würdigt der Verband die Förderung der Sprech- und Musikdramatik in Schauspiel und Oper im deutschsprachigen Raum. Das HLTM ist damit aufgestiegen in eine illustre Reihe von Preisträgern wie die Staatstheater Mainz, Nürnberg oder Karlsruhe, das Nationaltheater Mannheim oder das Deutsche Theater in Berlin. 

Carola Unser-Leichtweiß wurde mit der Inszenierung „Am Hafen mit Vogel“ von Anah Filou 2020 zu den Mühlheimer Theatertagen eingeladen, die dann leider auch pandemiebedingt ausfielen. 

Das HLTM erhielt in der aktuellen Spielzeit 2022/23 den Zuschlag, das Stück „Wonderwomb“ von Amir Gudarzi (Preisträger des Kleist-Preises der Stadt Frankfurt/Oder) als Uraufführung zu präsentieren. Eva Lange führte Regie. Nicht nur Marburg profitierte von dieser Inszenierung, sondern auch die Kleist-Geburtsstadt Frankfurt/Oder. Das Bühnenbild erstellte wieder Faust-Gewinnerin Carolin Mittler. 

Schließlich wurden Eva Lange und Carola Unser-Leichtweiß 2020 als „Bühnenheldinnen“ im Bereich „Spiel mir nicht das Lied vom Theatertod: „Die Leitung eines Stadttheaters/einer Produktionsstelle“ vom Aktionsbündnis Darstellende Künste ausgezeichnet. 

Ergänzend zur Verlängerung haben sich Stadt, Land und die Intendantinnen auf einen „Letter of Intent“ zur strukturellen Weiterentwicklung des Landestheaters verständigt. Die zusätzlichen Mittel sollen für eine Verbesserung der Gagen, für neue Stellen z.B. in der Theaterpädagogik und in der Organisation der Gastspiele sowie Digitalisierung dienen. Außerdem sind bauliche Veränderungen geplant.  

Der Freundeskreis freut sich in Anbetracht dieser also vor diesen Erfolgen auf weitere fünf Jahre produktive und gute Zusammenarbeit mit der Doppelspitze. 


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