Gerard Mortier, der große belgische (flämische) Opern- und Theaterintendant, ist tot. Er galt als einer der wichtigsten, aber auch streitbarsten Opernmanager in Europa. Nach Jesuitenschule, Jurastudium mit Promotionsabschluss und anschließenden Studium in Kommunikationswissenschaften begann eine steile Karriere: 1968 als Assistent des Direktors des Flandern-Festivals, in den Jahren 1973 bis 1980 Leiter der Betriebsbüros von Christoph von Dohnányi und Rolf Liebermann in Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und Paris. 1981 wurde er für zehn Jahre Leiter der Brüsseler Oper Théâtre de la Monnaie. Gemeinsam mit dem Musikalischen Leiter Sylvain Cambreling modernisierte er das Haus und machte die Oper Brüssel international bekannt. Sein Modernierungskonzept bestand aus klug durchdachten Spielplänen, ungewöhnlichen Besetzungen und „originell“ zusammengesetzten Produktionsteams. 1991 wurde Mortier Intendant und künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele – als Nachfolger von Karajan. Er sollte die Festspiele verjüngen – im Publikum und programmatisch, was ihm gelang. Von 2002 bis 2004 gestaltete er den ersten Zyklus der Ruhrtriennale. Ab der Spielzeit 2004/05 leitete er bis Juli 2009 die Pariser Oper. Es hätte nach seinem Wunsch in 2009 New York City Opera sein sollen, aber der drastisch gekürzte Sparplan und sein künstlerisch anspruchsvolles Programm passten nicht mehr zusammen. 2010 folgte das Madrider Opernhaus Teatro Real. Sein Vertrag wäre noch bis 2016 gelaufen, wenn nicht nach Bekanntwerden seiner Krebserkrankung im letzten Sommer eine fristlose Kündigung aus Madrid gefolgt wäre! Die Krankheit diente, um den innovativen und oft unbequemen „Querdenker“ loszuwerden ...
2008 bewarb Mortier sich gemeinsam mit Nike Wagner um die Leitung der Bayreuther Festspiele. Den Zuschlag erhielten Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier!
Gerard Mortier war Mitglied der Akademie der Künste in Berlin.