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Eisleben

Drohende Schließung der Landesbühne Sachsen-Anhalt in Lutherstadt Eisleben

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von Ronald Schinko
erschienen am 11. Februar 2014

dessau-kranzIn regelmäßigen Abständen, die schon ein historisches Ritual sind, flammt die Diskussion um die Theaterfinanzierung seitens der Landesregierung auf. Von Jahr zu Jahr hangelte sich unser Theater am Limit entlang und hat mit Reduzierung der Schauspieler und Haustarifverträgen die letzten Jahre überbrücken können. Nunmehr ist der Zeitpunkt erreicht, an dem die Existenz unserer Landesbühne auf dem Spiel steht, weil der für die Finanzierung notwendige Theatervertrag 2014-2018 mit dem Kultusministerium abgeschlossen werden muss.


dessau-trauermarschErst musste 2012 der Zweckverband mit den Trägern  LK Mansfeld Südharz, der Lutherstadt Eisleben und der Stadt Hettstedt  aufgelöst und in eine Theater und Kulturwerk gGmbH überführt werden, um mit diesem Konstrukt die von der Landesregierung geforderte Fusion mit dem Nordharzer Städtebund Theater zu vollziehen.
Plötzlich war die Fusion nicht mehr gefragt und das Aus der Landesbühne war am  12.6.2013 mit der Senkung der Landeszuweisung auf  0,oo € ab 2014 besiegelt.
Diese Streichung hat bei den Trägern im Landkreis einen Sturm der Entrüstung ausgelöst und zu einem Protest gegen die Vorstellung des Kultusministeriums, die Landeszuweisung für das Theater künftig auf   0  € zu setzen, ausgelöst.
Selten hat eine Nachricht mit solcher kulturpolitischen Brisanz das Ensemble des Theaters, Mitglieder des Vereins und die Bevölkerung der Region so empört und zu öffentlichen Protestaktionen motiviert.
Am 2. Juli 2013 sind rund 50 Beschäftigte der Landesbühne unter dem Motto  „5 vor 12“  gemeinsam mit Vereinsmitgliedern vor die Staatskanzlei in Magdeburg gezogen, haben protestiert und mit einem demonstrativen Thesenanschlag die Forderungen der Theatermacher und ihres Publikums wie einst Martin Luther in Wittenberg an eine mitgebrachte Tür an die Adresse der Landesregierung angeschlagen.
Die Theaterleute wehren sich gegen das konzeptlose Vorgehen des Kultusministers, das einer Vernichtung des kulturellen Reichtums im Süden Sachsen-Anhalts gleichkommt.
Am 20. Juli haben mit einem kämpferischen Trauermarsch und einer Demonstration auf dem Marktplatz rund  500 Menschen gegen die Schließungspläne der Landesregierung protestiert. Am Sockel des Martin Luther Denkmals beerdigten die Schauspieler die Landespolitik, indem sie Kränze in einen Sarg warfen, aus dem zuvor ein Harlekin mit der Botschaft  „Theater lebt“ gesprungen war.
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Die Pianistin und Musikprofessorin Ragna Schirmer aus Halle hat in einem Gastbeitrag in der Mitteldeutschen Zeitung die ganze Misere auf den Punkt gebracht.
Solange sich Sachsen-Anhalt  2  Neujahrsempfänge leistet, die Politiker ihre eigenen Gehälter erhöhen und der Ministerpräsident mit einem Riesenaufgebot an Security auftritt, können die Gelder nicht so knapp sein.
Ergänzend dazu ist der Presse zu entnehmen, dass sich Sachsen-Anhalt mit seiner sinkenden Einwohnerzahl eine zahlenmäßig über dem  Durchschnitt der anderen Bundesländer liegende Personaldecke leistet und Hand an die kleinste Haushaltsstelle Kultur im Gesamt HH anlegt, um den Staatshaushalt zu konsolidieren.        

ACHTUNG !
Die Entscheidung, was den Erhalt oder die Schließung des Theaters angeht, ist noch offen.
Das Kultusministerium prüft z. Zt. ein Konzept des Intendanten unter dem Arbeitstitel:
„Nachhaltige Kulturvermittlung und Kulturelle Bildung im Landkreis Mansfeld Südharz“
im Hinblick auf eine finanzielle Zuwendung der Landesregierung über mehrere Jahre, wenn darin die Begriffe  „Theater“  und  „Landesbühne“  nicht mehr vorkommen.
Weiterhin fordert das Kultusministerium, dass das Schauspiel  (die einzige Sparte der noch Landesbühne) so nicht weitermachen darf  und nicht nur drum herum etwas pädagogische Petersilie gestreut wird. Ein großer Interpretationsspielraum ist vorprogrammiert.

Jetziger Stand der Entwicklung:
Das Kultusministerium prüft das o. g. Konzept, bringt es im 1. Halbjahr in die entsprechenden Ausschüsse und wird voraussichtlich zum Ende des 1. Halbjahres zu einer Entscheidung kommen. Dann wird vielleicht ein Theatervertrag unterschrieben. Bis dahin herrscht ein planloser und vertragsloser Zustand, denn mündliche Zusagen von staatlichen Würdenträgern sind wie Schnee in der Sonne.