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Kiel

Ganz schön heiß, dieses Parkett

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von Bernhard Krumrey
erschienen am 11. März 2015

Las Vegas lässt grüßen: Opernball der Theaterfreunde verbreitet Glamour in Kiel
Förderpreis und Tombolaerlös wurden übergeben

kiel-opernballBeim diesjährigen Kieler Opernball weht ein hitziger Hauch von Las Vegas durch die Foyers und Hinterbühnenfluchten. Auf Temperatur gebracht von einer gelungenen Show feiert das Publikum am Sonnabend (7. Februar 2015) eine rauschende „Grand Hotel"-Nacht im ausverkauften Kieler Opernhaus.
„Es ist viel zu heiß...!", zitiert ein Smoking-Träger den stärksten Song aus dem Musical „Kiss me, Kate!" und fächelt seiner Begleiterin ein wenig Restluft zu. Die ist eigentlich nur in ein wenig Chiffon gewickelt, passt aber schweißnass bestens zum Ball-Motto, das aus der Wüste Nevadas herübergeweht ist und das Opernhaus mit falschen Palmen und echten Casino-Tischen partiell in ein pulsierendes Spielerparadies verwandelt hat. Das Pärchen mittleren Alters kommt aber auch gerade aus dem Klaiber-Studio, dem Disco-„Hot-Spot" der Tanzwütigen um DJ Baen, und schiebt sich kurz vor Mitternacht durch die Kulissen und Geheimgänge unter den etwas freieren Schnürboden.

Beim Bestaunen der Kieler Ballett-Compagnie wird ihnen hier, an der Seite der Bühne, garantiert nicht kühler werden: Wie da unter den brennenden Scheinwerfersonnen Muskeln und Anmut mit Tsehaikowsky harmonieren, ist restlos faszinierend, besonders, wenn man es mal hautnah, aus der anderen, sonst verbotenen Perspektive betrachtet. Da passt es doppelt gut, dass Bernhard Krumrey die Tänzer Balkiya Zhanburchinova und Shori Yamamoto mit dem Theaterfreunde-Förder-Preis sichtlich überraschen kann. Der Erlös der diesjährigen Tombola wurde an Generalintendant Daniel Karasek übergeben und dient zur Ausstattung der Kinderoper im Schauspielhaus, die im Frühsommer Premiere hat.

Die Kieler Theatergesellschaft kann auf ihren achten Opernball mitten im pulsierenden Organismus des Theater Kiel besonders stolz sein. Die Zutaten sind zwar vertraut: von den Fackelträgern am Eingang über die Tombola samt Glücksschweinen aus dem Werftpark-Theater bis hin zu feinheimischer Cateringkultur im Malersaal.

Foyer-Schwof (mit den fetzenden Rhythm Boys oder der gediegeneren Easy Listening Band). Herz-Schmerz-Klein-Kunst im Hinterzimmer-„Showroom" der Probebühne oder Alles-Walzer-Schwung live unter GMD Georg Fritzsch. Doch lohnt, hübsch garniert und verjüngt von den zahlreichen Helfern und Theatermitarbeitern, überall das Vorbeischauen. Das gilt besonders für den großen Vegas-Show-Act zu Beginn, Der glitzernde Publikumsdarling Maxine Kazis und Entertainment-Naturtalent Enrico De Pieri liefern sieh einen Moderatoren-Schlagabtausch nach US-amerikanischer Kunst und Künstlichkeit. Und sie singen, amüsant flankiert von Heike Wittlieb, Michael Müller, Yoonki Baek und dem Opernchor, allemal hinreißend! Vor allem De Pieri verströmt souverän und betörend einen Charme, der keck zwischen Hape Kerkeling und Robbie Williams changiert. Das beeindruckt auch die Prominenz im Publikum. Extra aus Lübeck angereist preist SHMF-Intendant Christian Kuhnt beispielsweise De Pieris Performance des Songs ..Feeling Good" in hohen Tönen. Kiels Kulturdezernent Wolfgang Röttgers, Kulturstaatssekretär Eberhard Schmidt-Elsaeßer oder Provinzial-Vorstand Jörg Tomalak-Plönzke würden ihm da vermutlich nicht ansatzweise widersprechen wollen. Dass der große Vegas-Glamour sogar am eiskalten Kleinen Kiel spürbar wird, noch bevor der Sex-on-the-Beach-Drink die Stimmung hebt, liegt auch an den Philharmonikern. Animiert vom Ersten Kapellmeister Leo Siberski gelingt ihnen die Abmischung von Streicher-Schmalz und Bläser-Coolness ganz schön heiß.