Wir haben aus der Vielzahl der Berichte zur Theaterschliessung in Wuppertal den folgenden Artikel - SPIEGEL ONLINE vom 01.07.2013 ausgewählt: "Wuppertal - Das Ende kam schleichend. Die große Bühne ist schon seit vier Jahren geschlossen, nur noch mit einer Sondergenehmigung durfte auf einer provisorischen Bühne im Foyer vor etwa 130 Zuschauern gespielt werden. Am Sonntag dann das endgültige Aus:
Das Ensemble des Wuppertaler Schauspielhauses gab seine letzte Vorstellung.
"Eine Billion Dollar" hieß das Stück - ein passender, wenn auch perfider Titel, ist es doch der Sparkurs der hoch verschuldeten Stadt, der zu der Schließung geführt hat. Das Gebäude ist sanierungsbedürftig, die Umbauvarianten würden bis zu 40 Millionen Euro kosten - das kann sich Wuppertal nicht leisten. Inzwischen wird laut über einen Abriss nachgedacht.
Seit Jahren rottet das elegante Theatergebäude mit seinen Granitwänden, viel Marmor und schwarzen Ledersesseln. Dabei zeugt es von fast 50 Jahren Theatergeschichte. Zur Eröffnung 1966 hatte Heinrich Böll seine berühmte Rede "Die Freiheit der Kunst" gehalten. Intendant Christian von Treskow erinnerte daran, dass die legendäre Wuppertaler Choreographin Pina Bausch jahrelang "ihre schützende Hand über dieses Gebäude" gehalten habe. Kein halbes Jahr nach ihrem Tod am 30. Juni 2009 habe die Stadtspitze das Aus für die Spielstätte verkündet.
Die gesellschaftliche Bedeutung des Theaters hat sich seit Bölls Rede geändert. Während das Opernhaus für 25 Millionen Euro saniert wurde und weiterhin als Bühne für das weltbekannte Pina Bausch-Tanztheater dient, muss das Schauspielhaus dicht machen. Für zwei Spielstätten hat die Stadt kein Geld mehr - eine Nachfrage nach insgesamt rund 1600 Zuschauerplätzen gibt es nicht mehr. Intendant von Treskow sieht bei aller Bitterkeit das Ende relativ pragmatisch: "Eine kleine Großstadt mit zwei riesigen Theatern, das gibt es sonst nirgendwo."
Um Geld zu sparen, werden Oper und Sinfonieorchester in Wuppertal fusioniert und das Ensemble von 14 auf sieben bis acht feste Schauspieler reduziert, für die ab Sommer 2014 eine neue Spielstätte fertig sein soll: eine ehemalige Lagerhalle. Orchester-Chefdirigent Toshiyuki Kamioka wird Generalmusikdirektor und Opernintendant zugleich. Schauspielintendant von Treskow wird zur Spielzeit 2014/15 von der Österreicherin Susanne Abbrederis abgelöst."