Mit drei Premieren eröffnete das Hessische Landestheater Marburg die neue Spielzeit im September 2011.
„Hier geblieben" heißt das neue Klassenzimmerstück, das mobil in Schulklassen vor Schülern ab der 7. Klasse aufgeführt wird. Es beschäftigt sich mit den Abschiebepraktiken in Deutschland. Im Unterricht in ihrem Klassenzimmer werden die Schüler mit der Abschiebung einer Mitschülerin nach Bosnien, die mitten aus dem Mathematikunterricht in Abschiebehaft abgeholt werden soll, konfrontiert. Das Autorenkollektiv Bruns, Grazewicz, Lauke haben einen authentischen Fall für die Bühne erarbeitet. Regisseur Marcel Franken setzt das Drama für eine Schulstunde mit Gergana Muskalla, Oda Zuschneid und Charles Toulouse um.
Mit dem Stück „Der gute Mensch von Sezuan" setzt das Hessische Landestheater Marburg seine begonnene Brecht-Reihe mit Regisseur Stephan Suschke fort. Suschke inszenierte in der letzten Spielzeit das erste Stück von Brecht „Baal" mit viel Erfolg im Bühnenbild von Mo-mme Röhrbein. Suschke, der von 1992 bis 1999 am Berliner Ensemble mit Heiner Müller arbeitete, zeigte eine äußerst kurzweilige Version des 1943 aufgeführten Stückes des guten Menschen von Sezuan, in dem er eine bitterböse Komödie mit überzeichneten Charakteren auf die Bühne bringt, die deutlich zeigt wie schwer es ist, ein guter Mensch auch in unserer heutigen, schlechten Zeit zu sein.
Schließlich stemmt das Hessische Landestheater als dritte Premiere den Klassiker „Don Kar-los" von Schiller in der Regie von Roscha A. Säidow, die eine sehr dichte, streng choreogra-phische Fassung des Versdramas auf die kahle, die Kälte am spanischen Hof symbolisie-rende Bühne von Paul Pfalz mit Kostümen von Jelena Miletic den begeisterten Zuschauern darbietet.
Ein Auftakt nach Maß, so die einhellige Meinung des Theaterpublikums in Marburg, der alle Altersklassen umfasste und sich inhaltlich mit allen noch so unterschiedlichen Stücken aus 300 Jahren mitten in der Realität der Bundesrepublik Deutschland bewegte.
Eingerahmt von den Premieren war die Theaterplatzeinweihung vor der Bühne des Theaters Am Schwanhof. Ein weiterer Schritt zur endgültigen Verschönerung dieses Vorplatzes erfolgte durch die Pflasterung einer Teilfläche, zu dem auch eine Außenbestuhlung für die Pausen im Theater, aber auch vielleicht für kleine Aufführungen im Freien gehört. Der Freundeskreis des Hessischen Landestheaters leistete auch einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung des Platzes, indem er ein ca. 70 qm großes Banner mit der entscheidenden Frage für das Theater stiftete: „Kann Theater die Welt retten? Der Förderverein meint wer sonst, wenn nicht das Theater"!