Bericht vom 16. Jahrestreffen von Muthea in Oberhausen
Vom 16. bis 18. Mai 2014 trafen sich die Vorsitzenden deutscher Theaterfördervereine zur Jahrestagung von Muthea – Bundesvereinigung Deutscher Musik- und Theaterfördergesellschaften e.V. Vertreter der Fördergesellschaften kamen aus verschiedenen Regionen der Bundesrepublik und erlebten neben der Jahrestagung ein gut organisiertes Programm. Der Vorsitzende des Freundeskreises „theater.für.oberhausen“ e.V. Gerd Lepges hatte schon im Vorfeld keine Mühe gescheut, das Treffen sowohl inhaltlich als auch kulinarisch bestens vorzubereiten. Er nutzte viele persönliche Kontakte, um interessante Vertreter für das Podium zu gewinnen und sorgte darüber hinaus für eine hervorragende Beköstigung der Gäste an beiden Tagungsterminen.
Eine Beratung des Vorstandes von MUTHEA und ein gemeinsames Abendessen bildeten den Auftakt am Freitagabend. Hatten sich im Vorfeld nur wenige Gäste für die Vorstellung „Die Räuber“ von Friedrich Schiller angemeldet, entschlossen sich die meisten von uns spontan dazu. Eine sehr auf jugendliche Besucher orientierte Produktion löste bei Oberhausener und auswärtigen Besucher eine geteilte Reaktion aus, führte aber nach der Vorstellung zu einer interessanten Diskussion über die Frage, wie soll man mit den Klassikern umgehen. Trotz widersprüchlicher Meinungen zollten die Diskutierenden dem jungen Ensemble großes Lob für ihre Art und Weise, sich mit den Klassikern auseinander zu setzen. Der laue Maiabend machte es möglich, dass die MUTHEA-Teilnehmer ihren Gedankenaustausch im Restaurant vor dem Hotel bis nach Mitternacht ausdehnten.
Der Sonnabend bot ein sehr komprimiertes Programm. Während die Jahreshauptversammlung im Theater stattfand, begleitete Frau Lepges das Partnerprogramm und die Gäste staunten bei einer längeren Busfahrt, was Oberhausen zu bieten hat. Der Besuch im Gasometer machte deutlich, dass in Oberhausen neben dem Theater auch andere künstlerische Akzente gesetzt werden.
Ein gemeinsames Mittagessen stärkte die Gäste für den Nachmittag. Die Podiumsgäste gingen der Frage nach: Haben wir zu viele Theater und Opernhäuser? Nach zweistündiger Diskussion differenzierte sich die Aussage heraus, dass ein Theater besondere Akzente im städtischen Leben setzen muss. Es ist für alle da und jede Theaterleitung muss sich die Frage stellen, wie kriegen wir das Theater zu den Leuten. Die Kulturpolitik soll es den Menschen ermöglichen ins Theater zu gehen. Gewachsene Gegebenheiten dürfen nicht ignoriert werden, auch das Ensemble des Stadttheaters trägt zur Identifikation des Publikums bei. Peter Carp, Intendant des Theaters Oberhausen, erläuterte seine Bemühungen um größere Vielfalt und ein ausgewogenes Verhältnis von eigenen und dem Austausch von Produktionen mit anderen Häusern, der Vernetzung mit anderen kulturellen Einrichtungen oder Co-Produktionen. Das Theater soll in das Stadtleben strahlen, es darf nicht unter sich bleiben und muss die gemischte Gesellschaft einer Stadt erreichen.
Wir haben nicht zu viele Theater, müssen sie aber stärker für die gesamte Stadtgesellschaft nutzen.
Theater soll unterhalten, aber darf oder muss die künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen der Zeit auf hohem Niveau führen. Wenn der Kulturdezernent und Kämmerer von Oberhausen, Apostolos Tsalastras sich zum Ensemble-Theater bekennt und es für unverzichtbar als Ort der intellektuellen Auseinandersetzung ansieht, dürfte uns für das Theater Oberhausen nicht bange sein. Er bekräftigt dies noch einmal so: eine Stadt ohne Theater ist keine richtige Stadt.
Wir MUTHEA-Gäste sagen DANKE für die vielen Anregungen, haben wir doch allerorten über die gleichen Probleme Auseinandersetzungen zu führen. Dank der sachkundigen Moderation durch Stefan Keim wurden zahlreiche Situationen angesprochen und durch Experten aus verschiedenen Denkrichtungen beantwortet. Während der Abteilungsleiter für Kultur im Ministerium des Landes NRW Peter Landmann und der Kämmerer Apostolos Tsalastras zu den Ermöglichern für Kultur zählten, waren doch alle Podiumsgäste auch Konsumenten von Kultur. Prof. Dr. Wolfgang Schneider als Kulturwissenschaftler und Experte für das Kinder- und Jugendtheater lenkte den Blick auf das junge Publikum und unterstrich eindeutig die Zuwendung zu dieser Altersgruppe mit geeigneten Projekten, die nicht nur aus dem traditionellen Theater kommen müssen.
Ein kleiner Spaziergang bei Sonnenschein oder eine Führung durch das Theater und ein gutes Abendessen machten uns fit für den Abend.
Hier erlebten wir neue Formen der Zusammenarbeit und sahen das Musical von Stephen Sondheim „Into the Woods“ in einer Ko-Produktion mit der Folkwang-Universität, Essen. Nur durch diese Gemeinschaft ist die Produktion eines Musicals für Oberhausen möglich.
Nach der Vorstellung stellten sich der Intendant und Regisseur Peter Carp und die Studenten für ein Publikumsgespräch zur Verfügung. Wir danken herzlich für diese Gesten der Gastfreundschaft.
Ein besonderer Dank gilt Herrn Gerd Lepges und den Theaterfreunden in Oberhausen. Herr Lepges hat die Veranstaltung mit Herzblut vorbereitet. Ich denke, dass ich im Namen aller Teilnehmer spreche, wenn ich ihm für seine umfassende sorgfältige Organisation des Treffens herzlich danke. Wir haben uns in Oberhausen sehr wohl gefühlt und kehren mit guten Erinnerungen und reicher an Erfahrungen zur eigenen Arbeit zurück.
Renate Winkler