Die Freunde und Förderer des Volkstheaters Rostock treffen sich einmal im Monat zum Stammtisch in der VolXkantine des Theaters. Zu jedem Treffen werden Mitarbeiter*innen des Volkstheaters eingeladen, die über ihre Arbeit am Theater erzählen. Dabei sind Schauspieler*innen, Sänger*innen und Tänzer*innen ebenso zu Gast wie die wichtigen Mitarbeiter*innen vor und hinter den Kulissen, wie etwa Kostümbildner*innen, Maskenbildner*innen, Techniker*innen usw. Im Februar 2025 gab es eine besondere Veranstaltung, die von Mitgliedern des Vereins gestaltet wurde.
Gabriele Friesecke, Nils Pille und Bernd Umbach hatten im Oktober des vergangenen Jahres in der Kleinen Komödie in Warnemünde eine Veranstaltung zu den Störtebeker-Festspielen auf der Insel Rügen durchgeführt. In diesem Zusammenhang kam es zur Kontaktaufnahme mit Hanns Rainer Perten, dem Sohn des ehemaligen Intendanten Hanns Anselm Perten. Er konnte viele Informationen zum Leben und Wirken seines Vaters beisteuern. Bedauerlicherweise ist Hanns Rainer Perten im Dezember 2024 verstorben.
Abwechselnd gaben die drei Protagonisten des Abends ihre Eindrücke aus dem Gespräch mit Hanns Rainer Perten wieder. Er sprühte geradezu vor Begeisterung, Geschichten über seinen Vater erzählen zu können, sodass bei diesem Stammtisch noch das eine oder andere Neue über die Zeit des berühmten Intendanten zu erfahren war. Wie kam es zu dem Namen? Wie war die Theatersituation im und nach dem Krieg? Wie kam Perten schließlich zum Volkstheater?
Von 1952 bis 1985 war Hanns Anselm Perten Intendant des Volkstheaters Rostock. Er war dabei grundsätzlich im Einklang mit den Vorgaben des SED-Regimes, musste aber immer wieder gegen Widerstände aus der Partei ankämpfen. Sein Arbeitspensum war außerordentlich hoch; so war er neben seiner Aufgabe als Generalintendant auch Regisseur und arbeitete zusammen mit seinem Chefdramaturgen KuBa (Kurt Barthel) gemeinsam an Revuen zur Ostseewoche und erfand die Rügenfestspiele. Sein Arbeitsstil war autoritär, was immer wieder zu Auseinandersetzungen führte. Da er sich durchaus auch kritisch vor allem mit der Bürokratie des SED-Staates auseinandersetzte, kam es öfter zu Konflikten mit der Partei, die allerdings meistens damit endeten, dass nicht Perten vor der SED gekuscht habe, sondern die SED vor Perten, wie sein Sohn süffisant angemerkt hatte.
Zu Pertens Intendanz gab es eine Vielzahl an Spielstätten in Rostock. Das Volkstheater war bekannt für seine Erstaufführungen von Stücken westlicher Autoren, insbesondere Peter Weiss, aber auch für seine Gastspiele im nichtsozialistischen Ausland, voir allem in der BRD. Anekdoten über Begegnungen
mit Brecht und das Scheitern Pertens als Intendant des Deutschen Theaters in Berlin von 1980 – 1982 rundeten den Abend ab.
Für den Sohn war es wichtig, auf die ständige Überwachung Pertens durch die Stasi hinzuweisen; so waren über 70 Inoffizielle Mitarbeiter meist aus seinem engsten Umfeld auf ihn angesetzt. Auch die Umstände seines Todes 1985 waren sehr mysteriös; Hanns Rainer Perten zeigte sich überzeugt davon, dass er durch Intrigen der Stasi ermordet wurde, was allerdings nie nachgewiesen werden konnte. Der Abend stieß auf viel positive Resonanz, sodass die Arbeitsgruppe auch weiterhin zu Themen um die Geschichte des Volkstheaters recherchieren wird und plant, weitere Veranstaltungen durchzuführen.