Offener Brief des Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins, Ulrich Khuon, zum Vorgehen der russischen Staatssicherheit gegen den russischen Regisseur und Theaterleiter Kirill Serebrennikov
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Deutsche Bühnenverein ist besorgt und betroffen über das Vorgehen der Staatssicherheit gegen das renommierte Moskauer Gogol Zentrum und seinen künstlerischen Leiter, den auch international angesehenen Theater- und Filmregisseur Kirill Serebrennikov. In den frühen Morgenstunden des 23. Mai durchsuchten, laut verschiedener Medienberichte, maskierte und bewaffnete Sicherheitskräfte des Inlandsgeheimdienstes FSB das Theater und die private Wohnung Serebrennikovs, der, so die offizielle Stellungnahme, als „Zeuge zur
Aufklärung von Vorwürfen der Veruntreuung von Staatsgeldern" festgenommen wurde.
Angesichts bedrohter Freiräume für unabhängige und kritische Kunst in Russland hoffen wir auf eine umgehende und faire Aufklärung der erhobenen Vorwürfe und die uneingeschränkte Fortsetzung der kreativen und mutigen Arbeit von Kirill Serebrennikov in Moskau und im internationalen Kontext. Es bestehen Verabredungen mit Theatern und Opernhäusern in Berlin und Stuttgart, die Serebrennikov nicht nur als außergewöhnlich inspirierten Regisseur, sondern auch als engagierte, offene und integere Künstlerpersönlichkeit schätzen. Der Deutsche Bühnenverein weiß den künstlerischen Austausch zwischen den Kulturnationen Russland und Deutschland als hohes Gut zu schätzen und ist überzeugt, dass die
innovativen Arbeiten von Serebrennikov hierbei einen unverzichtbaren Anteil haben und auch weiter haben werden.
Ulrich Khuon
Präsident des Deutschen Bühnenvereins