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MUTHEA Nachrichten

JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG 2014 DES DEUTSCHEN BÜHNENVEREINS

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von Nationaltheater Mannheim
erschienen am 14. Juni 2014

Die Jahreshauptversammlung 2014 des Deutschen Bühnenvereins fand in diesem Jahr in Mannheim statt. Am 13./14. Juni trafen sich Intendanten und Direktoren der deutschen Theater und Orchester sowie die verantwortlichen Kulturpolitiker, um gemeinsam über die aktuelle und zukünftige Situation von Schauspiel, Oper, Tanz und Konzert zu beraten.

In jedem Jahr tagt der Deutsche Bühnenverein in einer anderen Stadt. Im Nationaltheater Mannheim war er bereits zum fünften Mal zu Gast. Ziel des 1846 gegründeten Bühnenvereins ist es, die Vielfalt der deutschen Theater- und Orchesterlandschaft zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Statistik des DBV weist auf: 143 Staatstheater, Stadttheater und Landesbühnen sowie 131 Orchester, 218 Privattheater und 73 Festspiele.

 

Am 13. Juni präsentierte die ZAV-Künstlervermittlung im Rahmen der Tagung ein öffentliches KONZERT JUNGER GESANGSTALENTE. Absolventen der Hochschulen und Opernstudios haben sich vorgestellt, begleitet am Flügel von Korrepitoren des Nationaltheaters.

 

Klaus Zehelein, Präsident des Deutschen Bühnenvereins, gab am Vorabend der Tagung ein Interview, das wir hier leicht gekürzt wiedergeben möchten. Die Fragen stellte Eckhard Britsch, veröffentlicht im Mannheimer Morgen vom 12.06.2014.

Herr Zehelein, was bewegt Sie?

Klaus Zehelein: Zum Beispiel, was in Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt, aber auch in einer Stadt wie Wuppertal passiert. Welche Tendenzen sind dort ablesbar, wenn Politiker, die mit jenen, die verantwortlich sind für die kulturellen Institutionen, nicht mehr reden, sondern einfach nur noch entscheiden, auch Fehlentscheidungen treffen? (...)

Was sind die Folgen?

Zehelein: Dabei wird eine Tendenz deutlich: Dass die Ensembles kleiner oder gar abgebaut werden, dass es immer mehr Gastverträge gibt. Damit nimmt die Diskursfähigkeit der Häuser für die Stadtkultur ab. Weiterhin: Es werden immer mehr Produktionen mit schrumpfenden Probenzeiten herausgebracht. Das sind problematische Entwicklungen.

Vielen Kommunen geht es - rechnerisch - wieder besser. Spüren das die Theater?

Zehelein: Grundsätzlich: Vermehrtes Steueraufkommen schlägt nicht direkt durch. Kommunen und Länder haben Tariferhöhungen für den öffentlichen Dienst ausgehandelt, doch in grober Schätzung bekommt ungefähr ein Drittel der Künstlerinnen und Künstler in den Häusern diese Erhöhung nicht, ein Drittel teilweise und ein Drittel ganz. Die regionalen Unterschiede sind allerdings beträchtlich. Dennoch: Man kann sagen, dass das Niveau der Kunst- und Kulturfinanzierung in Deutschland so ist, dass Theater und Orchester, mit Ausnahme regionaler Brennpunkte, ihren öffentlichen Auftrag wahrnehmen können.

Seit Jahrzehnten stimmen die Intendanten das Klagelied an, Tariferhöhungen gingen zu Lasten des Künstleretats; hochgerechnet gäbe es jetzt keine Künstler mehr?

Zehelein: Nein, so ist es nicht. Auch beim nicht-künstlerischen Personal wurden viele Stellen abgebaut und es hat sich in der Politik doch ein anderes Bewusstsein entwickelt dafür, dass die Etats der Häuser zwischen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und den Künstlern im Lot sein müssen, dass die Theater diese notwendigen, an den öffentlichen Dienst angebundenen Gagen nicht mehr als Eigenleistung erbringen können.

Sind die Theater Getriebene oder reagieren sie aus freien Stücken?

Zehelein: (...) Natürlich reagiert Theater auf gesellschaftliche, soziale und politische Bewegungen, das heißt aber nicht, dass wir Getriebene wären, denn die Spannung zwischen Notwendigkeit und Freiheit muss immer wieder neu ausgelotet werden.

Der Bereich "Kulturwirtschaft" wird ebenfalls angesprochen?

Zehelein: Ja, uns macht große Sorgen, dass selbst das europäische Kulturförderungsprogramm "Kreatives Europa 2014 - 2020" nicht mehr zwischen profitorientierten Unternehmungen und künstlerischer Praxis trennt. Das ist verhängnisvoll.

Macht Ihnen die zunehmende Quotenmentalität Sorgen?

Zehelein: Theaterleute denken - auch - ökonomisch. Wenn wir aber nur noch Dinge betreiben, die unsere Besucher, unser Publikum als Kunden, als Konsumenten behandeln, dann wären wir wieder im verhängnisvollen Bereich der Dienstleistung. Die Priorisierung der Quote ist eine verhängnisvolle Entwicklung, die uns das Fernsehen beschert hat. Das Schauspiel, der Tanz und die Musik stellen Öffentlichkeit nicht um ihrer selbst willen her, sondern weil sie ein künstlerisches Wollen antreibt und damit den kulturellen Auftrag unserer Gesellschaft wahrnehmen, und dies, wenn möglich, vor vollen Häusern.

Welche Assoziationen haben Sie zum Nationaltheater in Mannheim?

Zehelein: Wunderbar, das erste Theater, das vom Hoftheater zum Theater der Bürger wurde. Ich habe mich öffentlich für die neue Leitungsstruktur ausgesprochen. Ich finde sie überzeugend, wir haben diese Struktur in Stuttgart ausprobiert und gelebt. Die Intendanten sind künstlerisch eigenverantwortlich und es kommt dadurch zu mehr Zusammenarbeit der Sparten. Ich beglückwünsche Mannheim dazu.

 

Eine Zusammenfassung zur Jahrestagung

 

Grußwort von Frau Ministerin Theresia Bauer

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (pdf-Datei)

 

Statement von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und Kulturbürgermeister Michael Groetsch

Kunst und Kultur sind Motoren gesellschaftlicher, sozialer und wirtschaftlicher Entwicklungen. Kultur ist identitätsstiftend, sinngebend und imagebildend. Sie bildet, integriert und schafft Arbeitsplätze. Kulturpolitik innerhalb einer Stadt ist oftmals direkt Bildungspolitik, Wirtschaftsförderungspolitik, Sozialpolitik und Quartierspolitik. Kultur ist dabei nicht allein Standortfaktor, sie ist Gestaltungsfaktor kommunaler Politik.

Ein vielfältiges und qualitativ hochwertiges kulturelles Angebot sind ein wichtiger Aspekt der Lebensqualität. Es fördert oftmals die Identifikation der Bewohnerinnen und Bewohner mit ihrer Stadt und macht städtische Gemeinschaft erfahrbar. Kulturelle Aktivitäten und Investitionen in Infrastruktur tragen wesentlich zur nachhaltigen Entwicklung der Stadt und ihrer Stadtteile bei. Auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen muss deshalb auch kulturpolitisch reagiert werden. So wie beispielsweise das Nationaltheater Mannheim die Vielfalt der Stadt und die Trennungen der Milieus programmatisch aufnimmt. Es zeigt sich gerade auch darin als künstlerisch erfolgreich und innovativ.

Die Theater als Orte der Verständigung und der gemeinschaftsbildenden Auseinandersetzung mit der Welt sind nicht nur Teil der kulturellen Tradition, sondern unverzichtbarer gesellschaftlicher Beitrag. Sie sind sowohl politisch gegen die Gleichstellung mit Waren wie finanziell abzusichern.

Die Stadt Mannheim bekennt sich zu dieser Verantwortung. In Anerkennung der besonderen Bedeutung des Nationaltheaters besagt der Koalitionsvertrag der grün-roten Landesregierung, dass die Qualität des Nationaltheaters Mannheim ebenso gesichert werden muss, wie die der Staatstheater Karlsruhe und Stuttgart. Dies verlangt aktuell eine Erhöhung des Landesanteils, der derzeit nur bei rund 30 Prozent liegt, da nur so das künstlerische Profil des Hauses langfristig gesichert werden kann, das ohne Zweifel unverzichtbar für Baden-Württembergs Kulturlandschaft ist.

Mannheim, 14.06.2014


Pressemeldung des Deutschen Bühnenvereins zum Abschluss der Jahreshauptversammlung 2014 Mannheim, 14.06.2014

(pdf-Datei)

 

Grußwort der Ministerin Bauer (pdf-Datei)

 

 


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