Claudio Abbado (1933 - 2014)
"EIN LAND IST REICH, WENN ES DIE KULTUR FÖRDERT. KULTUR IST REICHTUM, NICHT UMGEKEHRT."
Abbado wurde 1933 in Mailand in eine musikalische Familie hinein geboren, die Kammermusik prägte die frühen Jahre sowie seine Philosophie des Dirigierens. Ihn Wien lernte er bei Hans Swarowsky. 1958 gewann er in Tanglewood den Kussewitzky-Preis, danach wieder in Italien erhielt er einen Lehrauftrag für Kammermusik in Parma.
Abbado wurde Assistent von Leonard Bernstein, wurde von Herbert von Karajan, der ihm eine Art Vaterfigur war, nach Salzburg eingeladen, wurde schließlich musikalischer und künstlerischer Leiter der Scala, um 1979 Chefdirigent des London Symphony Orchestra zu werden. Abbado wurde 1986 in der Direktionszeit Claus Helmut Dreses Musikdirektor der Wiener Staatsoper und Generalmusikdirektor der Stadt Wien, was 1988 zur Gründung des wichtigen Festivals Wien Modern führte.
Die Berliner Philharmoniker wählten ihn 1989 zum Nachfolger von Herbert von Karajan. Abbado weitete das Repertoire der Berliner und "formte Karajans opulenten Sound in Richtung Transparenz um"... "Zum Ende seiner Berliner Zeit jedoch, die auch die Leitung der Salzburger Osterfestspiele beinhaltete, zeigten sich die Früchte der Arbeit in Form einer auf seltene Weise organischen Einheit zwischen Dirigent und Orchester"... Sein letztes Konzert als Chef der Berliner Philharmoniker war im Wiener Musikverein. Die Beziehung zu den Wiener Philharmonikern (er dirigierte u. a. zwei Neujahrskonzerte) war längst abgekühlt, seit er bei den Salzburger Festspielen aus einer Opernproduktion mit der Begründung ausgestiegen war, "im Wiener Orchester würde es zu viele Musikerrotationen geben".
Er hatte das European Community Youth Orchestra (1978) und das Gustav Mahler Jugendorchester (1986) mitgegründet. 2003 folgte die Gründung des Lucerne Festival Orchestra (viele Berliner Philharmoniker waren dabei) und schließlich in Bologna das Orchestra Mozart.
Sein kammermusikalisches Verständnis machte Abbado für die Musiker zu einer Art kollegialem Lehrer des Zuhörens, der auf Feinheiten des Klangs und der Phrasierung setzte. "Die Magie eines lebendigen musikalischen Augenblicks lässt sich nicht durch dirigentische Kommandos erzwingen. Sie ereignet sich, oder sie ereignet sich eben nicht. Das ist etwas ganz Zartes, Fragiles", meinte Abbado.
Im Dezember 2013 gastierte sein Orchestra Mozart im Musikverein, Abbado aber hatte absagen müssen. Claudio Abbado ist am Montag 80-jährig in seiner Wohnung in Bologna gestorben.