MUTHEA e.V.

Bundesvereinigung deutscher

Musik- und Theater-Fördergesellschaften e.V. 

Theaterkahlschlag in Mecklenburg-Vorpommern, derzeit am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin

schwerin-grosses_hausDie Mitglieder des Vorstandes der Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters e. V., er wurde vor 20 Jahren gegründet und ist heute mit über 1.100 Mitgliedern einer der mitgliederstärksten Kulturvereine in Mecklenburg-Vorpommern ist entsetzt darüber, wie fahrlässig die Politik mit dem „Lebensmittel" Kulturgut umgeht. Wir unterstützen das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin nicht nur mit großem Engagement, sondern auch Erfolg. So haben wir das Theater in den vergangenen Jahren mit rund 500.000,00 € beim Erhalt der Spartenvielfalt und der Erfüllung des grundgesetzlich verbrieften Kultur- und Bildungsauftrags für ein öffentlich-rechtliches Theater unterstützt.

 

Dabei haben wir stets nicht nur unser Theater im Fokus gehabt, sondern gemeinsam mit anderen Theaterfördervereinen unseres Landes den Dialog mit der Landes- und Kommunalpolitik gesucht. Wir nehmen deshalb eine erhebliche politische Bedeutung für uns in Anspruch.

 

Leider war die Kulturpolitik der vergangenen 20 Jahre offenbar derart verfehlt und desaströs, dass jetzt ein Kahlschlag zu befürchten ist, der so nicht hinnehmbar ist.

Nicht nur der Umstand, dass Zuschüsse seit 20 Jahren eingefroren und diese in der Regel nach dem Gießkannenprinzip verteilt wurden ist zu kritisieren, sondern auch, dass gegenwärtig durch schlichte Ignoranz und ein Fehlen eines Kulturentwicklungskonzepts Tatsachen geschaffen werden könnten, die auf Jahrzehnte Schaden für die Theater in unserem Bundesland und die humane Bildung nach sich ziehen. Das trifft insbesondere das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin mit voller Wucht.

 

Während die letzte SPD/CDU-Koalition mit dem damaligen Kultusminister Henry Tesch mit dem sogenannten Theaterkonzept grandios gescheitert ist, hat der Ministerpräsident der jetzigen Regierungskoalition im Wahlkampf, Herr Erwin Sellering, die Theaterentwicklung zur Chefsache erklärt.

 

Dies sieht nach unserer Wahrnehmung nun so aus, dass zwar – möglicher Weise erstmals –der Staatssekretär des Kultusministeriums die hiesigen Theater besucht und das Gespräch vor Ort führt, sich über interne Abläufe etc. informiert, gleichwohl Entscheidungen dazu in nächster Zeit nicht vorgesehen sind.

 

Das Mecklenburgische Staatstheater, ein Mehrspartentheater mit hohem künstlerischen Anspruch, nationaler und internationaler Wahrnehmung bei hoher Effizienz im Hinblick auf die Einnahmesituation und Zuschauerzahlen, bewegt sich auf Grund der gegenwärtigen „Kulturpolitik" seit einigen Jahren im Grenzbereich und ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens steht seitdem regelmäßig im medialen Fokus.

 

Die Landeshauptstadt Schwerin, die die Trägerschaft über das Theater hat, während das Gebäude im Landeseigentum steht, engagiert sich seit jeher überdurchschnittlich, kann jedoch die Unterstützung nicht mehr leisten, geschweige denn erhöhen.

 

Vom Land erpresst, ist eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt worden, ein Sanierungskonzept für das Theater zu erarbeiten. Im Ergebnis dessen sollen 80 Stellen bis 2016 eingespart werden, so dass eine Provinzialisierung dieses Theaters vorprogrammiert und offenbar hingenommen wird. Und das ist erst der Anfang. Aus dem Kultusministerium verlautet, dass rund 330 Stellen an den Theatern im Lande der Sparorgie bis 2020 zum Opfer fallen sollen.

 

Die Bedeutung des Mecklenburgischen Staatstheaters für den Bereich Tourismus und Wirtschaft wird nicht nur verkannt, sondern offenbar nicht zur Kenntnis genommen.

Wir bemühen uns, mit der IHK, Unternehmerverbänden und vielen anderen, dies der Landespolitik zu vermitteln – offenbar ohne Erfolg.

 

Unabhängig von der Tatsache, dass hiermit auch kulturelle Bildung zerstört, Tradition vernichtet und Standortfaktoren vernachlässigt werden, können wir solch eine Kulturpolitik nicht verstehen und auch nicht akzeptieren. Gegenwärtig wird eine Initiative mit vielen Einzelmaßnahmen unter dem Motto „Kulturschutz" gestartet. Einzelheiten sind im Internet unter www.theater-schwerin-kulturschutz.de nachzulesen. Unser Vorstand hat sich in Forderungsbriefen an Bundes,- Landes- und Stadtpolitiker gewandt. Auch die Kammern und Unternehmerverbände sind dabei, auf die Landespolitik einzuwirken.

 

Das Land will einen dringend benötigten Zuschuss zur Aufrechterhaltung der Tätigkeit des Theaters erst auszahlen, wenn Sanierungsmaßnahmen von der Trägerkommune, der Landeshauptstadt Schwerin, beschlossen und umgesetzt werden.

 

Auf Grund von Kündigungsfristen etc. würde im Zeitpunkt der Befassung mit der Kulturentwicklung im Land erst im Herbst ein weiterer Abbau am Theater rechtlich und faktisch vollzogen worden sein.

 

Das Theater hat seit 1990, als dort 624 Menschen arbeiteten, bereits 50 Prozent des Personals eingespart. Bei der nun geplanten weiteren Einsparung ist eine sinnvolle künstlerische Tätigkeit in gewohnter hoher Qualität und Quantität nicht mehr aufrecht zu erhalten.

 

Vor dem Hintergrund der überaus erfreulichen wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes, die im Jahr 2011 zu haushaltlich gesehenen Mehreinnahmen von 450 Millionen Euro geführt hat, und dem geplanten Neubau der Tagungsstätte unserer Volksvertreter im Schloß Schwerin mit einem Volumen von über 20 Millionen Euro können wir die beabsichtigte Entscheidung nicht verstehen.

Leider scheint die Landesregierung selbst von 50.000 Unterschriften, dabei allein aus Schwerin fast 25 000, einer Volksinitiative zur Rettung der Orchester –und Theaterlandschaft nicht beeindruckt zu sein.

 

Wir werden nicht aufgeben, Veränderungen zum Wohle des Schweriner Theaters einzufordern. Dabei wollen wir auch die anderen Freundesgesellschaften des Landes mit in das Boot holen, um Schaden an der Theaterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt abzuwenden und zukunftssichere Strukturen anzumahnen.

Wir müssen die gewählten Politiker beim Wort nehmen!